Zoll-Abkommen zwischen Indonesien und den USA

Zoll-Abkommen zwischen Indonesien und den USA

Im Juli 2025 konnten sich die Vereinigten Staaten und Indonesien nach massivem Druck mit hohen Strafzöllen verständigen. Dieser „Zoll‑Deal“ stellt einen Meilenstein in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen dar – mit weitreichenden Konsequenzen für Handel, Industrie und Geopolitik.

1. Hintergrund und Ausgangslage

Im April 2025 drohte US-Präsident Donald Trump mit einem Aufschlag von 32 % auf indonesische Exporte, wirkte damit handelnd im Rahmen seiner Option unter nationalem Notstandsrecht zur Bekämpfung von Handelsungleichgewichten. Diese Drohung war Teil einer breiteren Politik, die Zölle als Instrument strategischer Diplomatie einsetzt.

2. Die Eckpunkte des Abkommens

a) Tarifliche Regelungen

  • Indonesien zahlt künftig 19 % Zoll auf seine Exporte in die USA – deutlich weniger als die angedrohten 32 %, aber mehr als zuvor üblich (zuvor galt ein Basiszoll von etwa 10 %).

  • Im Gegenzug entfällt nahezu vollständig die Zollbelastung für US‑Waren nach Indonesien: So werden über 99 % der US-Exporte zollfrei importiert.

b) Nicht-tarifäre Handelshemmnisse

Indonesien verpflichtet sich, umfassende non‑tariff barriers (NTBs) für US-Lieferanten zu beseitigen:

  • Abschaffung von pre‑shipment inspections insbesondere bei Agrarprodukten.

  • Anerkennung von US-Regelwerken: etwa für Fahrzeuge (Sicherheits- und Emissionsstandards), FDA-Zulassungen für Medikamente, Kosmetika etc..

  • Freier Marktzugang für US-Agrarprodukte, inklusive Ausnahmen von Importlizenzen, Schutz geografischer Herkunftsbezeichnungen sowie die Anerkennung von US-Zertifikaten.

c) Kritische Mineralien & Investitionen

  • Indonesien hebt Exportbeschränkungen auf kritische Mineralien (z. B. Nickel, Kupfer) auf – ein strategischer Gewinn für US-Industrie, besonders Stahl- und Hightech‑Sektor.

  • Der Deal sieht zudem konkrete Großkäufe vor: Indonesien vereinbart den Erwerb von 50 Boeing-Flugzeugen, US-Agrarprodukten im Umfang von 4,5 Mrd USD und US‑Energie für 15 Mrd USD.

d) Weitere Verpflichtungen

  • Digitaler Handel: Indonesien unterstützt das WTO-Moratorium auf digitale Zölle, erleichtert den Fluss personenbezogener Daten und verpflichtet sich zu fairen Regeln für Dienstleistungen und Investitionen.

  • Arbeitsrechte: Einführung eines Verbots importierter Waren, die durch Zwangsarbeit hergestellt wurden, und Anerkennung internationaler Arbeitsrechte.

  • Stahlsektor-Kooperation: Indonesien tritt dem Global Forum on Steel Excess Capacity (GFSEC) bei und will Überkapazitäten im Stahlsektor bekämpfen.

3. Perspektiven und Bewertungen

a) USA: Politischer und wirtschaftlicher Nutzen

  • Trump lobte den Deal als „Huge win“ für US‑Hersteller, Farmer und Technologiefirmen.

  • Er stärkte die Handelsagenda seiner Regierung durch Markt­öffnung und Zugang zu strategischen Rohstoffen.

b) Indonesische Sicht & Kritik

  • Präsident Prabowo Subianto bezeichnete die Einigung als Beginn einer „neuen Ära“ in der bilateralen Beziehung.

  • Kritik kommt von zivilgesellschaftlicher Seite: Der Deal könnte Indonesiens Datenhoheit unterminieren und Entwicklungsziele, insbesondere im Bereich der industriellen Verarbeitung sauberer Technologie, beeinträchtigen.

  • Auch das Tempo und der Umfang der Reformen werfen Fragen auf – nicht alle Zusagen sind bereits in einem formal ratifizierten Vertrag niedergelegt.

4. Ausblick

Der Zoll‑Deal soll in den kommenden Wochen formalisiert werden. Er markiert einen Wendepunkt in der Handelspolitik: zwischen Rekurs auf Zölle und Entwaffnung durch Verhandlungen. Langfristig werden Umsetzung und Wirkung in Indonesien und den USA darüber entscheiden, ob der Deal nachhaltig wirkt oder nur kurzfristig entlastet.

Neben den Wirtschaftsfolgen bleibt auch zu beobachten, wie sich der Deal auf Indonesiens Integrationskurs in regionale Wirtschaftsblöcke wie die CPTPP auswirken wird – insbesondere da Indonesien seine Rolle im trans­pazifischen Raum ausbauen will.

Fazit

Das Zollabkommen zwischen den USA und Indonesien, das Mitte Juli 2025 erzielt wurde, ist ein ambitioniertes und breit gefächertes Rahmenwerk. Es enthält sowohl weitreichende Öffnungen für US-Exporte als auch strategische Zugeständnisse seitens Indonesiens, besonders im Bereich Rohstoffpolitik und Regulierung. Während es ökonomisch beiderseitige Vorteile verspricht, bleibt die Umsetzung und langfristige Wirkung umstritten – insbesondere hinsichtlich sozialer, technologischer und politisch-ökologischer Aspekte.

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