
Wenn der Himmel bricht: Monsun-Fluten und Extremregen in Südasien
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Im Sommer 2025 erlebte Pakistan eine verheerende Reihe von Monsun-Überschwemmungen. Eine Studie der World Weather Attribution bestätigte, dass der Klimawandel die Regenmengen um schätzungsweise zehn bis fünfzehn Prozent erhöht hat. Diese Intensivierung hatte unmittelbare Folgen: Häuser wurden zerstört, Menschen starben und ganze Stadtviertel standen unter Wasser. Besonders betroffen waren die Regionen Punjab und Khyber Pakhtunkhwa. In Rawalpindi fielen am 17. Juli über 230 Millimeter Regen an nur einem Tag, wodurch das städtische Kanalsystem kollabierte. Auch in den Bergregionen wie Gilgit-Baltistan führte das Extremwetter zu katastrophalen Ereignissen – darunter eine Lawine, die eine Gruppe von Freiwilligen unter sich begrub.
Zur gleichen Zeit erlebten auch andere Teile Asiens außergewöhnliche Regenmengen. Hongkong verzeichnete im August mit mehr als 350 Millimetern an einem Tag den stärksten August-Regen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1884. Innerhalb von nur acht Tagen mussten dort vier sogenannte „black rainstorm warnings“ ausgerufen werden – ein historischer Rekord. In Nordindien kam es vor allem im Bundesstaat Uttarakhand zu heftigen Überschwemmungen, Erdrutschen und Zerstörungen, die zahlreiche Todesopfer forderten und viele Menschen als vermisst zurückließen.
Diese Ereignisse sind kein Zufall. Eine erwärmte Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was zu häufigeren und intensiveren Niederschlägen führt. Jede zusätzliche Erwärmung der Luft steigert ihre Wasserspeicherkapazität, wodurch Regenfälle extremer ausfallen. In Pakistan trug zudem eine Hitzewelle im Frühjahr zur Verstärkung der Monsunregen bei: Der Temperaturanstieg führte zu einem starken thermischen Unterdruck, der feuchte Luftmassen anzog. Gleichzeitig setzte die Schneeschmelze in den Hochgebirgen früher ein und ließ Flüsse und Stauseen bereits vor Beginn der Regenzeit anschwellen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten klar darauf hin, dass der Klimawandel Extremregen wie in diesem Jahr wahrscheinlicher und intensiver macht. Die Kombination aus Hitze, schmelzenden Gletschern und unzureichender Infrastruktur in schnell wachsenden Städten erhöht die Verwundbarkeit vieler Regionen erheblich. Besonders dramatisch ist, dass Länder wie Pakistan, die weniger als ein Prozent der globalen CO₂-Emissionen verursachen, zu den Hauptleidtragenden dieser klimabedingten Extremereignisse gehören.
Wenn solche Katastrophen nicht zur neuen Normalität werden sollen, braucht es dringend Investitionen in klimaresistente Infrastruktur, leistungsfähige Frühwarnsysteme und eine nachhaltige Stadtplanung. Die Anpassung an eine veränderte Klimarealität ist nicht mehr nur eine Frage der Vorsorge, sondern der unmittelbaren Überlebenssicherung – vor allem für Regionen, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, aber seine Folgen am stärksten spüren.
Glossar
Attribution Studies: Wissenschaftliche Untersuchungen, die ermitteln, inwieweit der Klimawandel ein bestimmtes Wetterereignis wahrscheinlicher oder intensiver gemacht hat.
Black Rainstorm Warning: Ein von den Behörden in Hongkong herausgegebenes Warnsignal für extreme Regenfälle, das höchste von drei Warnstufen.
Monsunhydrologie: Der Bereich der Hydrologie, der sich mit den Auswirkungen des Monsuns auf Flüsse, Böden und Wassersysteme befasst.
Thermischer Unterdruck: Ein Gebiet mit niedrigem Luftdruck, das durch starke Erwärmung der Luft entsteht und feuchte Luftmassen anzieht.
Klimaanpassung: Maßnahmen, die ergriffen werden, um die negativen Folgen des Klimawandels zu begrenzen und die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften und Ökosystemen zu erhöhen.